Google Update Januar 2016 und Ghost Spam
Ein großes Google Update läuft seit Anfang des Jahres. Es wurde viel gerätselt, ob es sich dabei um das bereits seit Langem angekündigte Real Time Penguin 4.0 Update handelt. Wie von Gary Illyes von Google bestätigt wurde, handelt es sich nicht um das Penguin Update, sondern um ein – bisher nicht näher benanntes – Core Update. Die Auswirkungen waren, zumindest kurzfristig, heftiger als beim Mobile Friendly (April 2015) oder dem Phantom Update (Februar 2015) – es handelt sich vielmehr um eines der massivsten Updates überhaupt.
Hohe Bewegungen in den SERPs im Januar 2016
Wie mehrere Monitoringdienste gleichzeitig meldeten, gab es im Zeitraum um den 09. und 10. Januar sowie am 16. Januar 2016 sehr deutlichen Ausschläge in den Rankings. Der Dienst Algoroo etwa monitort hierfür knapp 17000 Keyword Kombinationen bis zu einer Tiefe von Google Top 100 und bildet die täglichen Veränderungen in einem Zahlenwert ab.
Die Peaks vom Januar 2016 sind die höchsten der zumindest der letzten 2 Jahre. Viele Rankings wurden kurzfristig heftig durcheinandergeschüttelt – wieviel sich langfristig ändert und welche Bereiche davon stark betroffen sind, wird sich vermutlich erst noch zeigen. Die deutlichen Ausschläge wurden auch von anderen SERP Seismographen aufgezeichnet, liefern aber z.T. darüber hinaus weitere Ansatzpunkte und zeigen nach wie vor eine gewisse Regelmäßigkeit auf.
Penguin Realtime Update?
Einiges spricht dafür, dass mit dem Update vom Januar 2016 evtl. auch eine Realtime Komponente (es muss sich ja nicht um Penguin handeln) dabei war. Nun sollte man evtl. in diesem Stadium und in Anbetracht der zu crawlenden Seiten nicht so deuten, das sich jede SEO Änderung (bzw. bei Penguin vor allem die Backlinks und deren Struktur und Qualität) sofort im Ranking in den Suchergebnissen ablesen lässt. Aber bei serp.watch wie auch mozcast.com findet man einen sich auf wöchentlich (weekly) einpendelnden Rhythmus. Bemerkenswert ist hierbei auch, dass die Änderungen gleichzeitig viele Länder betrafen, wie USA, Deutschland, Frankreich – was am 09. Januar etwa so aussah
@dejanseo @richardbaxter SERP Watch flux by analysed country showing interesting differences today too pic.twitter.com/csdfRFtTbT
— Dawn Anderson (@dawnieando) 9. Januar 2016
Auch AccuRanker liefert eine Grundtaktung von im Mittel 7 Tagen, beginnend mit den Ereignissen vom 09./10. Januar 2016 – überlagert noch von eher singulären Ereignissen vom 09.02. und 19.02.2016
Einfluss auf Ranking und Clicks
Bei den von uns betreuten Seiten konnte in der Summe eher eine leichte Zunahme an Klicks und ein insgesamt breiteres Fundament an rankenden Suchbegriffen ermittelt werden – was natürlich für die Qualität unserer SEO Arbeit spricht – wohingegen bei den manchen hart umkämpften Keyword Kombinationen einige Turbulenzen zu sehen waren, was sich aber in der Gesamtheit auch die Waage hielt. Interessant allerdings ist ein Blick in Google Analytics. Interessant ist das gerade für kleinere Projekte, die vielleicht nur mit den kostenlosen Google Tools Search Console und Google Analytics arbeiten. Grundsätzlich konnte man feststellen, dass das Google Update vom Januar in der Search Console deutlich weniger Spuren hinterlassen hat, als (auf den ersten Blick) bei Google Analytics. Wenn man bei Google Analytics vom Dashboard auf ein Projekt geht (alle Webseiten Daten der jeweiligen Google Property), so mag mn evtl. enttäuscht gewesen sein, wenn sich einem ein vermeintlich deutlicher Rückgang an Sitzungen geboten hat. (Um die Tendenz besser rauszustreichen hier eine auf Wochen-Basis normierte Ansicht)
Dies entspricht auf den ersten Blick einer Halbierung der Sitzungen auf der Website und man mag meinen, das Google Update hätte voll durchgeschlagen und die Seite performt deutlich schlechter.
Referral vs. Organic Search
Es lohnt hier ein Blick auf Details. Um diese Zahlen richtig lesen zu können, muss man sich anschauen, wie sie sich zusammensetzen. Unter Akquisition -> Alle Zugriffe -> Channels kann man sich die Gesamtanzahlt der Sitzungen aufsplitten lassen nach den einzelnen Kanälen wie Direktaufruf, Referenzierung, Organische Suche, Bezahlte Anzeigen, Soziale Netzwerke. Wirklich interessant ist die direkte Gegenüberstellung von Referral <-> Organic Search (Sitzungen – Referral – Organic Search)
Channel Organic Search
So sieht das ganze schon wieder viel anders aus. Isoliert man jetzt die Zugriffe über organische Suchergebnisse, so wendet sich die ganze Geschichte und sieht eher positiv aus
Channel Referral
Betrachtet man den Channel Referral isoliert, so bietet sich einem folgendes Bild.
Auch jetzt mag man im ersten Moment geneigt sein, zu glauben über externe Links, Backlinks kämen gar keine Besucher mehr – auch hier muss man aufs Detail achten, um zu sehen, was vor sich geht.
Google Analytics Ghost Spam
Was bei dem Update sehr auffällig war – und das spricht dafür, dass es nicht bloß einen Algorithmus betraf – waren die Veränderungen der Zugriffe in Google Analytics im Channel Referral. Google scheint mit dem Update vom Januar einen Weg gefunden zu haben, sogn. Ghost Spam auszuschalten, bzw. auszublenden. Ghost Spam ist ein recht umfangreiches Thema, das so einige Verzerrungen in Google Analytics erzeugt und dem man auch mit geeigneten Filtereinstellungen zu Leibe rücken kann. Dies hat aber eher einen eigenen Blogbeitrag verdient, da es nicht mal so eben schnell in einem Nebensatz abzuhandeln ist. Evtl. demnächst mehr zu Ghost Spam. Vielleicht hat sich mit dem Google Update Januar 2016 das Thema aber auch erledigt – das wird die Zeit zeigen, aktuell ist es dafür noch zu früh. Bemerkenswert war der Rückgang über mehrere Webseiten gemittelt aber schon und sieht aktuell auch ziemlich endgültig aus.
Was ist Ghost Spam?
Kurz gesagt, Ghost Spam gaukelt Zugriffe auf die eigene Website vor, ohne das je ein Besucher drauf gewesen wäre. Ein erstes Indiz für Ghost Spam sind hohe Absprungraten und kurze Zugriffszeiten. Das muss nicht immer heißen, das die Webseite schlecht oder nicht navigierbar oder sonst wie von der User Experience übel wäre oder inhaltlich nicht das bietet, was die User erwarten. Oder das etwa eine AdWords Kampagne komplett am Thema vorbeigeht… Bei Ghost Spam hat noch nicht einmal ein Crawler oder irgendein Bot die Seite tatsächlich besucht, sondern über das Google Measurement Protocol Zugriffe reistrieren können, die garnicht stattgefunden haben. Der Grund ist vermutlich wie bei jeder Art von Spam: Besucher auf die eigene Seite zu locken. Sei es, dass ein Webmaster nachschauen will, wer denn da (scheinbar) einen Link zur eigenen Seite gesetzt hat, oder es auch Möglichkeiten gibt, dies automatisiert zu tun. Es gibt im Fall von Ghost Spam keine Referrenz auf die eigene Seite und die Spammer wissen auch garnicht, welche Seiten sie zuspammen, aber so hinterlassen Sie die eigene URL in den Reports und hoffen auf Klicks.
Beispiele für Ghost Spam URLs
Meist handelt es sich um eine große Anzahl von Sitzungen über eine ganze Reihe von Domains, von denen man vermutlich noch nie gehört hat. Ein Auszug:
Die Liste ließe sich nahezu endlos fortsetzen, dies sind ein paar konkrete Beispiele zum weiter oben abgebildeten Rückgang an Referrals. Insofern kann man sich eher freuen, dass mit dem letzten Google Update vom Januar diese Störquelle beseitigt scheint. Sollte dem nicht so sein, demnächst mehr zu Google Analytics Ghost Spam und dessen Vermeidung / Beseitigung. Interessant wäre auch, wie sich das Google Update vom Januar 2016 in anderen Analytics Tools / Suiten wie etwa Webtrends oder Piwik darstelt.